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 Betreff des Beitrags: Re: Watchmen
BeitragVerfasst: So 18. Jul 2010, 23:17 
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Der entscheidende Unterschied zwischen Film und Novelle besteht ja eigentlich darin, als von wem ausgehend die große Katastrophe bzw. der Angriff von Veidt inszeniert wird. Während im Film Dr. Manhatten die Verantwortung in die Schuhe geschoben wird, wird im Comic ja ein Angriff durch Außerirdische vorgetäuscht. Die Idee dabei ist, dass der Menschheit im Ganzen ein gemeinsames Feindbild in Form einer Bedrohung von Außen suggeriert wird, welches letztlich dazu führt, dass man sich gegen dieses verbündet.

Insofern halte ich die Auflösung des Comics eigentlich für logischer. Manhatten wird innerhalb der Geschichte durch die Amerikaner ja ganz klar als einer von ihnen deklariert. Ein von ihm ausgehender terroristischer Akt - egal, ob dieser auch Opfer auf amerikanischer Seite fordert - wäre eben auch eine Bedrohung, welche von den Amis ausgehen würde - deren Forschung, deren Umgang mit Manhatten usw.

Das dies letztlich geändert wurde, war sicherlich den Erfordernissen eines nachvollziehbaren Films geschuldet. Hätte man die ganze Geschichte um die entführten Künstler usw., die Konstruktion des Alien/Monsters/was auch immer noch mit in den Film gebracht, hätte das nicht nur den eh schon recht umfangreichen Film etwas gesprengt, sondern mitunter auch befremdlich für die Zuschauer wirken können, von denen nicht jeder die Vorlage kennt. Zu viele Nebenhandlungen und -Schauplätze in einem Film sind halt schwer verdaulich. Aus ähnlichen Gründen musste sicherlich auch die Black Freighter Story ausgelagert werden.

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Verfasst: So 18. Jul 2010, 23:17 


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 Betreff des Beitrags: Re: Watchmen
BeitragVerfasst: So 18. Jul 2010, 23:37 
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Was mich an dem Filmende störte war vor allem: Im Roman sind die Toten ein unschöner Nebeneffekt der teleportation des Riesenaliens in die Innenstadt von New York. Veidt nimmt Tote zwar billigend in Kauf, Töten ist aber nicht der primäre gedanke hinter seinem Plan. Im Film will veidt ganz klar Menschen umbringen udn wird so dann doch in diese typische Schurken-Rolle gedrängt, die eigntlich seinem Naturell widerspricht.

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 Betreff des Beitrags: Re: Watchmen
BeitragVerfasst: So 18. Jul 2010, 23:44 
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So positiv kann ich Veidt so oder so nicht bewerten. Ob sein Ansatz vielleicht der einzig mögliche in dieser Welt ist, sei mal dahin gestellt ... Was Veidt jedoch macht, ist eben nicht die Schaffung eines Bewusstseins für Gemeinsamkeiten. Er bedient sich des schon immer gängigen Konzeptes der Kollektivierung durch Abgrenzung, wobei die Menschen nur zusammenfinden, indem sie sich positiv gegenüber des als negativ markierten "Anderen" absetzen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Watchmen
BeitragVerfasst: Mo 19. Jul 2010, 00:19 
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Also für gehört er immer so in eine Reihe mit Ben Linus und Dr. Zaius: Das sind Weltverbesserer (bzw. bei Ben Inselverbesserer), die daran scheitern müssen, dass die Welt bzw. vor allem ja die Menschheit zu schlecht ist, um sie zu retten. Irgendwann kommen alle drei an einen Punkt, wo sie erkennen, dass sie ihre Ziele nur erreichen können, wenn sie ihre moralischen Bedenken hinten anstellen. Während der klassische Held in so einem Fall sagen würde: "Nein, das kann ich nicht tun!" (Meistens fällt dann prompt ein Deus Ex Machina vom Himmel und alle Probleme lösen sich in Wohlgefallen auf), gehen diese drei hin und sagen: "Der Zweck heiligt die Mittel!" Das macht sie sicher zu fragwürdigen Persönlichkeiten, aber gleichzeitig auch zu drei der glaubwürdigsten bzw. realitätsnahesten "Helden" der Literatur und des Films (respektive Serie).

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 Betreff des Beitrags: Re: Watchmen
BeitragVerfasst: Mo 19. Jul 2010, 00:39 
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Womit wir schon wieder bei Dürrenmatt wären. Ich lese solche Geschichten nicht als eine Pro und Contra-Argumentation für das Handeln der einzelnen Figuren als Repräsentanten verschiedener Positionen, sondern als gesellschaftskritisches Statement, dass sich per se einer Positionierung verweigert und lediglich offen legt, wo wir stehen. Hier drängt sich aus meiner Sicht nicht die Frage auf, welches Verhalten/Vorgehen der Realität angemessen wäre. Vielmehr wird uns vor Augen geführt, wie sich Gesellschaft heute darstellt und wie sie zum Teil funktioniert - Stärkung von Gemeinschaft durch Feindbilder etwa ... siehe bspw. Terrorismus und seine Bedeutung für den nationalen Zusammenhalt Amerikas. Darüber hinaus denke ich nicht, dass die zahlreichen Todesopfer im Comic lediglich einen billigend in Kauf genommenen Nebeneffekt für Veidt darstellen. Ohne diese würde schließlich Veidts Plan, eine übermächtige Bedrohung zu skizzieren, gar nicht aufgehen. Nicht falsch verstehen, Veidt ist für mich nicht der Bösewicht des Stücks, aber eben auch keine Alternative für den "tragischen Helden".

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Zuletzt geändert von 123rudi am Mo 19. Jul 2010, 11:06, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Watchmen
BeitragVerfasst: Mo 19. Jul 2010, 10:57 
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Sehe ich eigentlich ähnlich wie 123rudi. Veidt nimmt die Opfer billigend in Kauf, erwartet und provoziert sie sogar. Er hätte das Alien ja auch einfach in die Wüste von Nevada oder sonst einen verlassenen Ort teleportieren können. Aber er sucht sich New York aus, eine Stadt mit einer sehr hohen Einwohnerdichte. Er will diese vielen Opfer, sonst hätte er einen anderen Ort gewählt. Das macht das ganze also nicht besser als im Film. Natürlich wäre die Wirkung ohne Opfer eine gänzlich andere gewesen, aber das ist wohl gerade der springende Punkt. Er ist sicherlich kein böser Mensch, er kämpft für das größere Wohl aller Menschen. Aber die Mittel, die er dazu einsetzt sind keineswegs zu beschönigen. Natürlich war es in der politischen Situation auch sehr schwer, wenn nicht gar unmöglich, eine friedliche Lösung zu finden. Er opfert ein paar Millionen zum Wohle von Milliarden, was durchaus gut ist und ihn ganz klar von Bösewichten abgrenzt. Dennoch ist sein Handeln bewusst gewollt und mit allen Folgen so geplant. Ob er nun ein Alien nutzt oder die Manhattan-Energie, das ist egal. Im Film wird dazu noch ein besserer Grund für Manhattans Verlassen der Erde geliefert, auch wenn es im Comic durchaus glaubwürdig ist und das nur ein minimaler Kritikpunkt sein kann.

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 Betreff des Beitrags: Re: Watchmen
BeitragVerfasst: Mo 19. Jul 2010, 14:53 
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In der Wüste wäre es aber so wie mit dem Baum, der umfällt und niemand bekommt es mit: Ist er wirklich umgefallen?
Natürlich plant er die Opfer fest mit ein, doch im Film setzt er eine richtige Massenvernichtungswaffe gezielt ein und das an mehreren Orten gleichzeitig. Letztlich bleibt es wohl dabei: Der Tod von Millionen, zur Rettung von Milliarden. Moore legt Veidt hier wohl nicht ohne ein Argument in den Mund, das in ähnlicher Form von den Amerikanern selbst nach den Atomschlägen gegen Hiroshima und Nagazaki immer wieder genannt wird. Wobei ich es bei realen historischen Gegbenheit wirklich für reinen Selbstschutz halte. Der Krieg hätte auch so geendet. Ob aber der Dritte Weltkrieg in der Watchmen-Realität ebenso glimpflich hätte enden können, wie in unserer, wage ich mal zu bezweifeln. Wobei die waren Auswirkungen des Kalten Krieges sich ja auch erst jetzt so langsam abzuzeichnen beginnen. Da der Kalte Krieg aber selbst auch eine unvermeidbare Folge des Zweiten Weltkrieges ist, seinerseits ohne den Ersten nie stattgefunden hätte und so weiter. Letztlich waren die Keimzellen all dieser Kriege und Katastrophen der letzten 150-200 Jahre die Industrielle revolution und der Wiener Kongress.

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