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 Betreff des Beitrags: Kulturelle Referenzen
BeitragVerfasst: Mi 9. Jun 2010, 21:48 
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Wie euch sicher aufgefallen ist, wimmelt es nur so von pop-kulturellen Anspielungen. Einige davon sind natürlich wichtiger als andere. Gerade Ben zitiert oft Filme, Serien und Bücher oder macht Anspielungen auf sie. Aber auch Musik spielt eine nicht unwichtige Rolle, denn schließlich ist der Titel eines jeden Kapitels ein Zitat aus einem Songtext oder der Titel des Songs selbst. In Kapitel 3 haben wir aber erstmals eine Situation, wo sich Popkultur und Romanhandlung treffen. Ich will euch jetzt nicht die Arbeit abnehmen, denn die kulturellen Referenzen finden und entschlüsseln müsst ihr selbst.
Ein Buch möchte ich aber dennoch schon einmal herausstellen:
Spoiler :
"Die Physiker" von Friedrich Dürrenmatt - obgleich ich das Drama erst gelesen habe (ein Nachhilfeschüler von mir hat es in Deutsch besprochen), als die Arbeit an Kapitel 5 schon begonnen hatte, wird in Kapitel 5 desöfteren Bezug darauf genommen. Mir fielen nämlich einige unbeabsichtigte Parallelen auf, die mich dazu anregten, einen Bezug zu dem Buch in "Omega" herzustellen. Es könnte also sicher nicht schaden, "Die Physiker" gelesen zu haben, ehe man sich an Kapitel 5 macht.

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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Mi 9. Jun 2010, 21:48 


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 Betreff des Beitrags: Re: Kulturelle Referenzen
BeitragVerfasst: Do 10. Jun 2010, 20:41 
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Zu ...

Spoiler :
Die Physiker

Schon witzig,

letzte Woche hatte ich noch überlegt, ob ich die Physiker mal im Buch-Thread anspreche. Die zentralen Parallelen sind natürlich unübersehbar, allen voran die Klinik und die Bedrohung durch die zerstörerische Kraft des menschlichen Geistes - bei Dürrenmatt war die Entwicklung der Atombombe der inspirierende Gedanke für sein Drama um das Verantwortungsbewusstsein der modernen Wissenschaft, in Omega platzt sie ja buchstäblich gleich zu Beginn.

Darüber hinaus muss wohl Kapitel fünf zeigen, ob die Verbindung sich verdichten lässt. Interessant für eine Mystery-Handlung, wie sie bei Omega ja auch vorliegt, sind ferner natürlich (zum. indirekt) die übergeordneten Themen in den Physikern und anderen Werken. So etwa der Wissensdrang des Menschen, der in seinem Bestreben, das Labyrinth der Welt zu ergründen, sich mit jedem schritt voran immer tiefer in selbigen verirrt (Jede Antwort führt zu neuen Fragen ...). Ähnlich auch der Gedanke, dass es kein zurück gibt. Was einmal Gedacht wurde, so die Erkenntnis der Physiker, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. (WHH) ...

Abzuwarten bleibt des Weiteren, wie viele Pflegerinnen/Pfleger diese literarische Referenz das Leben kosten wird :-)

Naja, ich bleibe gespannt. Die Lektüre Dürrenmatts - nicht nur der Physiker - sei natürlich wärmstens ans Herz gelegt.



Ähnlich, rein zufällige Parallelen ließen sich im Übrigen auch zu Thomas Manns "Zauberberg" herstellen. Anlass zu diesem Gedanken war eigentlich nur, die Darstellung der Klinik als Ort, der irgendwie abgelöst von der Welt erscheint. Das war es eigentlich auch schon, denn ansonsten stellt die Insel wohl eher weniger einen Ort dar, an dem man sich irgendwie verlieren könnte oder dessen Insassen bzw. Personal in irgendeiner Weise die geistigen Strömungen einer Epoche repräsentieren.


Zu guter letzt würde ich noch Michel Foucault in den Raum werfen. Der Begründer moderner Diskursanalyse hat sich u.a. mit den gesellschaftlichen Denk- und Handlungsweisen im Zusammenhang mit dem Thema Geisteskrankheiten beschäftigt. Ein zentraler Punkt in seiner Auseinandersetzung mit der Geschichte der Psychiatrie ist z.B. "der Geisteskranke als das Andere in der Gesellschaft", was soviel heißt, wie dass der Mensch im Allgemeinen den geistig Kranken (wie auch Verbrecher u.a.) immer über Ausgrenzung definiert. Alles Weitere würde nur in Kauderwelsch ausarten. Stattdessen hier noch zwei Zitate Foucaults, die für mein Empfinden auch ganz gut auf den Diskurs zum Thema Geisteskrankheit passen, so wie er in Omega immer wieder von Ben angestoßen wird:

[…] unsere Gesellschaft will in dem Kranken, den sie verjagt oder einsperrt, nicht sich selbst erkennen; sobald sie die Krankheit diagnostiziert, schließt sie den Kranken aus. Die Analysen unserer Psychologen und Soziologen, die aus dem Kranken einen von der Norm Abweichenden machen und den Ursprung des Krankhaften im Anormalen suchen, sind […] vor allem eine Projektion kultureller Themen. In Wirklichkeit drückt sich eine Gesellschaft in den Geisteskrankheiten, die ihre Mitglieder aufweisen, positiv aus, gleichviel, welchen Status sie diesen krankhaften Formen verleiht […]
(Foucault 1968: 97-98)

Selbst zum Schweigen gebracht, selbst ausgeschlossen, hat der Wahnsinn den Wert einer Sprache, und seine Inhalte empfangen ihren Sinn aus dem, was ihn als Wahnsinn herausstellt und abweist.
(Foucault 1968: 121-122)



Grüße

rudi

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 Betreff des Beitrags: Re: Kulturelle Referenzen
BeitragVerfasst: Fr 11. Jun 2010, 17:21 
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Bei Ben kann cih wohl mal so viel sagen, dass er für mich schon den moralischen Ankläger an udn für sich darstellt. Ben ist unglaublich intelligent und er blickt auf diese Welt und die Gesellschaft und, obgleich er für seine Mitmenschen sehr viel Emmpathie hat, erkennt er rasch die Fehlerhaftigkeit dieser Welt und der Menschheit als solche, die sich permanent selbst schadet. Ben verkörpert als Charakter all das, was an Menschen positiv sein kann, und zeigt gleichzeitig alles auf, was an ihnen schlecht ist. Als ich Ben als Charakter konzipiert habe, war mir klar, dass er sehr beliebt sein würde, denn er ist so wie man sich den idealen Freund (im Sinne von Freundschaft!!!) vorstellt: Loyal, ehrlich, hilfbereit, verständnisvoll, beschützend. Sein Zynismus gründet sich ja in keinster Weise auf Verachtung, sondern ganz im Gegenteil: er ist so zynisch, weil er die Welt durchschaut (oder zumindest glaubt er das) und das einzige, was ihm unbegreiflich ist, ist warum die Menschen sich selbst so viel Leid zufügen. Wie er nun dazu kommt so zu sein, wie er ist, werden spätere Kapitel noch zeigen, doch im Moment gebe ich euch mal den kleinen Tipp: Seht ihn nicht als den Helden der Story, sondern mehr als jemanden, der permanent ziwschen Liebe und Hass hin- und hergerissen ist und am Leid der Welt verzweifelt. Nicht ohne Grund nennt er "Watchmen" ja als eines seiner Lieblingswerke - wie Adrian Veidt sieht er die Welt, begreift sie und erkennt dann, dass sie sich früher oder später selbst zerstört, wenn niemand sie rettet - nur zu welchem Preis?

Aber viele der kulturellen Referenzen haben einen Hintergedanken. Okay, dass Fromm "Die Schachnovelle" liest war zugegeben zunächst mehr ein Gag (weil darauf die Schachszene folgt), aber auch von dem Buch lassen sich Parallelen ziehen. Wann immer ich an eine Stelle komme, wo ein Film geguckt oder ein Buch gelesen wird, geschieht die Wahl sehr wohl überlegt. Auch die Filme, die da am Nachmittag geuckt werden oder die sich die Nachtwache ausleiht, beinhalten versteckte Hinweise... ihr müsst sie nur richtig deuten.

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 Betreff des Beitrags: Re: Kulturelle Referenzen
BeitragVerfasst: So 20. Jun 2010, 15:31 
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Okay, auch hier würd ich gern ein wenig resümieren, um vielleicht etwas Anstoß für weitere Überlegungen zu geben.

Zu Beginn will ich noch einmal etwas genauer auf „Die Physiker“ und „Watchmen“ eingehen. Wie ich denke und wie von Anubis bereits in Ansätzen bestätigt wurde, lassen sich hier recht deutliche Parallelen ziehen zu Omega. Auch wenn wir davon ausgehen können, dass uns keine Kopie der Werke erwartet, so können sie vielleicht Licht auf den übergeordneten Gesamtzusammenhang der Geschichte geben.

Zu Dürrenmatt:

Lässt man die Details des Handlungsverlaufs und die zahlreichen dramaturgischen Besonderheiten des Stücks mal außer Acht, kann der Inhalt des Dramas wie folgt grob zusammengefasst werden:
J.W. Möbius, der größte Physiker der Welt, entdeckt die Weltformel – eine Formel, die alle denkbaren Erfindungen und Entdeckungen zulässt. Das bedrohliche Potenzial seiner Entdeckung in den falschen Händen erkannt, weist er sich selbst in ein Irrenhaus ein, in dem er sich und sein Wissen sicher wägt. Diese Sicherheit wird erschüttert, als sich seine zwei Mitinsassen ebenfalls als Physiker zu erkennen geben, welche als Agenten der Geheimdienste der West- und Ostmächte den Auftrag verfolgen, das Wissen Möbius‘ in ihre Hände zu bekommen. Durch ihre Fähigkeit zur Rationalität schaffen es die drei Physiker, sich darauf zu einigen, sich ihrer Verantwortung zu stellen, zum Wohle der Welt im Exil zu verbleiben und damit das bedrohliche Wissen zu beschützen. Auch dieser Schutzwall fällt in sich zusammen, als sich letztlich die Leiterin der Klinik selbst als Personifikation der verrückt gewordenen globalen Wirtschaft entpuppt, welche längst die erforderlichen Aufzeichnungen Möbius‘ an sich gebracht hat. Das Schicksal der Welt scheint besiegelt und das Stück endet mit der Vision der atomaren Apokalypse.
Die Kernaussage: In unserer globalisierten und kaum mehr durch- und überschaubaren Welt, gibt es keine Sicherheiten mehr. Was einmal gedacht wurde, lässt sich nicht mehr zurückdenken – so die Einsicht der Physiker und auch der zentrale Verweis auf die Tragödie Einsteins im Zusammenhang mit der Entwicklung der Atombombe. Die Verantwortung kann nur bei allen liegen. Der Plan des Physikers Möbius, Schutz unter der Maske des Wahnsinns zu suchen, ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt, da unlängst die ganze Welt zu einem Irrenhaus geworden ist, regiert von Wahnsinnigen.
Das zentrale Motiv: Der König Salomo. Er erscheint sowohl Möbius als auch der Anstaltsleiterin. Er steht für die Anhäufung von Wissen, dass letztlich den eigenen Untergang bedeutet.

Zu „Watchmen“:

Hier sind wohl die deutlichsten Parallelen zu Omega aufzufinden, da im Gegensatz zu „Die Physiker“ die Referenz hier ganz bewusst vorgenommen wurde. Trotzdem ist der Vergleich mit Dürrenmatt nicht ungerechtfertigt.
Auch hier zeigt sich uns die verrückt gewordene Welt, in der jene Instanzen, welche als Beschützer ausgewiesen sind, selbst in Frage gestellt werden.
Adrian Veidt, einstiges Mitglied der ersten Generation von Watchmen und seines Zeichens klügster Mensch der Welt, tritt hier in ähnlicher Rolle auf wie der Physiker Möbius. Auf Grundlage seines umfassenden Wissens und seiner übernatürlichen Intelligenz, durchschaut er die Welt und sieht sie direkt auf ihre eigene Vernichtung zulaufen. Anders als Möbius entschließt er sich, sein Wissen zu nutzen, um die drohende Katastrophe durch die Inszenierung einer anderen Katastrophe abzuwenden. Sein Plan (in der Graphic Novel): Er inszeniert einen Angriff durch Außerirdische auf die Welt, der zahlreiche Opfer fordert. Im Angesicht dieser Bedrohung von außen, sollen und werden sich die verschiedenen irdischen Parteien gezwungen sehen, ihre ideologischen und wirtschaftlichen Konflikte fallen zu lassen, um geeint gegen den vermeintlichen Feind zu agieren. Auf grausame Art und Weise mahnt Veidt die Welt, sich ihrer gemeinsamen Verantwortung bewusst zu werden. Bewusst wird offen gelassen, wie das Vorgehen Veidts letztlich zu bewerten ist, was auf tragische Weise veranschaulicht, in welch verfahrener Situation sich die Menschheit begeben hat.

Beide Werke führen also vor Augen, dass die Welt sich konsequent in Richtung ihrer eigenen Vernichtung bewegt. Die pessimistische Perspektive Dürrenmatts zeigt auf, dass in einer wahnsinnig gewordenen Welt keine Schutzräume mehr gegeben sind. „Watchmen“ hingegen regt den Diskurs an, ob dem Wahnsinn unserer heutigen Welt nur noch mit Wahnsinn entgegen zu kommen ist.
Sehr einfach wäre der Schluss, dass hinter der Gaunt-Gruppe ein Verein stecken könnte, der ähnlich motiviert ist wie es die Figur des Adrian Veidt vorgibt und der Anschlag auf Akkon weitaus mehr an Bedeutung aufweist, als dass dahinter ein rein terroristischer Akt stecken würde. Dagegen spricht, dass Anubis bereits eine Verbindung zwischen den Figuren Veidt und Ben stark gemacht hat. Welches Wissen verbindet also Ben mit dem Anschlag und welchen inneren Konflikt löst dieser in ihm aus. Hat er direkt oder nur indirekt mit dem Anschlag zu tun? Welche Verbindung besteht zwischen Ben, der Gaunt-Gruppe und der Frau in schwarz? Und was hat Mark Twain damit zu tun???

Was denkt ihr? …

P.S.: Meine Faulheit lässt gerade nicht zu, nach weiteren Filmen, Büchern usw. im Text zu suchen. Vielleicht könnte man hier zusammen mal versuchen die Werke aufzulisten, so dass die übrigen Titel ebenfalls diskutiert werden können.

Gruß
rudi

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 Betreff des Beitrags: Re: Kulturelle Referenzen
BeitragVerfasst: So 20. Jun 2010, 16:00 
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Da mir natürlich viele spontan einfallen, helf ich euch mal mit der Liste:
Filme:
- Der Anschlag
- The Day after - der Tag danach
- The Rock - Fels der Entscheidung
- Der Sternwanderer
- Wag the Dog
- Eiskalte Engel
- Star Wars
- Pans Labyrinth
- The Green Mile
- Die Verurteilten
- The Devil's Backbone
- Requiem for a Dream
- The Fountain
- Der Exorzismus von Emily Rose
- Kill Bill
- Planet der Affen

TV-Serien:
- Lost
- [scrubs]
- How I met your mother?
- Die Simpsons

Bücher:
- Per Anhalter durch die Galaxis
- Die Schachnovelle
- Schandtat
- Der Herr der Ringe
- Ich war hitlers Schutzengel
- Die Bibel
- Once (metafiktives Buch von Matthew Levi)
- Das Leben des Galilei
- Die Dreigroschenoper
- Fahrenheit 451
- Harry-Potter-Reihe
- Hellboy

Songs:
- The Times They are a Changin'
- Luka
- Mad World
- Sound of Silence
- The Riddle
- Walkin' on sunshine
- verschiedene Kirchen- und Weihnachtslieder

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 Betreff des Beitrags: Re: Kulturelle Referenzen
BeitragVerfasst: So 20. Jun 2010, 16:24 
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Puuuhh, ja ... das wären ja schon einmal ein paar.

Ganz subjektiv sticht für mich zunächst mal "The Fountain" heraus, wahrscheinlich vor allem, weil mir dieser Film von Darren Aronofsky sehr gut gefallen hat, auch wenn man ihm durchaus seine bewegte Produktionsgeschichte anmerkt. Frei interpretiert würde ich behaupten, dass es darin um ewig währenden Traum des Menschen geht, Unsterblichkeit zu erlangen und die Unfähigkeit, sich mit dem Schicksal der Vergänglichkeit abzufinden - hier thematisiert auf drei Zeitebenen, welche jeweils den Versuch des Hauptprotagonisten zeigen, seine Angebetete zu retten, indem er das Geheimnis des ewigen Lebens bzw. der Wiedergeburt entschlüsselt. Getragen wird das ganze von der Maya-Mythologie rund um den Baum des Lebens dem sterbenden Stern Xialbá als Ort der Wiedergeburt. Welche Bedeutung dies für die Zusammenhänge in Omega haben kann, bleibt abzuwarten.

Der Rest scheint ja zunächst einmal relativ bunt durcheinander gewürfelt und die Parallelen zur Handlung ergeben sich wohl in vielen Fällen nur, wenn der jeweilige Kontext, in dem die Titel eine Rolle spielen, mit bedacht werden. Vielleicht gibt es da ja Ideen eurerseits.

Brechts "Dreigroschenoper", "Harry Potter", "Die Bibel" und "Ich war Hitlers Schutzengel" in einer Liste hat auf jeden Fall mal was für sich :-)

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 Betreff des Beitrags: Re: Kulturelle Referenzen
BeitragVerfasst: So 20. Jun 2010, 17:07 
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Brechts Galilei ist ja für das Epische Theater das, was "Die Physiker" für das Aristotelische Theater und Oppenheimer für das Dokumentarische ist. Ich fand einfach das Brecht mit seiner marxistischen, philantropen und weltverbesserischen Sicht der Dinge unheimlich gut zu Bens Wesen passt. Das ausgerechnet diese beiden Werke Brechts genannt werden hat natürlich auch so seine Gründe.

Da fällt mir ein: ich hab "Andorra" vergessen - das liest Andreas ja im Deutschunterricht - wobei man da sagen sollte, dass dieses Buch gerade in NRW Standardlektüre in der Mittelstufe ist.

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 Betreff des Beitrags: Re: Kulturelle Referenzen
BeitragVerfasst: So 20. Jun 2010, 17:33 
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Ich will nur ungern klugscheißen, aber Dürrenmatts Dramentheorie steht wohl dem epischen Theater Brechts um einiges näher, als dem Drama des Aristoteles. Wenn man antike Vorbilder zitieren wollen würde, wäre bei Dürrenmatt wohl eher das alte Attische Theater im Sinne des Aristophanes anzuführen. Ähnlich wie Brecht ist Dürrenmatt auf Distanzierung aus, wenngleich er auch ganz andere Stilmittel dafür wählt und natürlich eine weitaus skeptischere bis pessimistische Weltsicht vertritt. Zentral für die Dramentheorie des Aristoteles ist hingegen der Katharsisgedanke, für den die Identifikation des Rezipienten mit den Figuren oberste Voraussetzung ist. Dürrenmatt und Brecht jedoch wollen den Zuschauer über das Dargestellte setzen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Kulturelle Referenzen
BeitragVerfasst: So 20. Jun 2010, 17:41 
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Also ich hab noch eine recht alte Ausgabe der Physiker und in der erklärt Dürrenmatt selbst, dass er sich auf die Regeln des Klassischen Theaters besinne. Der Katharsisgedanke ist in "Die Physiker" meiner Meinung nach schon zu finden. Sicher sind "Die Physiker" kein Paradebeispiel für ein Drama nach griechischem Vorbild (auch wenn - anders als bei Brecht - Einheit von Ort, Zeit und Handlung gegeben ist) wie "Emilia Galotti" oder andere Sachen von Lessing, Goethe und Schiller (wobei Schiller ja auch schon mehr Richtung Brecht tendierte), doch sind "Die Physiker" dennoch sehr viel stärker auf Unterhaltung ausgelegt als der Galilei.

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 Betreff des Beitrags: Re: Kulturelle Referenzen
BeitragVerfasst: So 20. Jun 2010, 18:55 
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Das mag durchaus der Fall sein, nur muss bedacht werden, dass eine Einbindung gewisser Elemente nicht zwingend zur Folge haben muss, dass man sich dieser Tradition verpflichtet. Ganz im Gegenteil basiert die Dramaturgie Dürrenmatts ganz klar auf der Umkehrung des Prinzips der antiken Tragödie. Diese hat nach Dürrenmatt schließlich keinen Wert mehr für die Darstellung der Gegenwart, da die Tragödien unserer Zeit keine historischen Persönlichkeiten und individuell Verantwortlichen kennt.

So führt Dürrenmatt das Prinzip der aristotelischen Tragödie spätestens dann ad absurdum, wenn er die Handlung zur schlimmstmöglichen Wendung führt. Katharsis beruht ja letztlich darauf, dass der Zuschauer sich mit den Figuren auf der Bühne identifiziert, seine Leidenschaften und Motive in denen der Protagonisten wiedererkennt, sie gleichsam über das Bühnengeschehen erlebt und gleichsam schadfrei aus der Sache hinausgeht, da er nur indirekter Akteur des Geschehens ist. Es geht dabei weniger um eine moralische Reinigung durch die Erkenntnis, was moralisch vertretbar ist und was nicht, sondern um das Durchexerzieren solcher Situationen im Möglichkeitsraum des Theaters.

Bei Dürrenmatt (wie bei Brecht) wird dieses Einfühlen von Anfang an durch Verfremdung/Verzerrung abgewehrt. Das Geschehen und die Figuren werden ins Lächerliche/Groteske verzerrt, so dass der Zuschauer sich von ihnen distanzieren kann, das Gezeigte aus erhöhter Position überblicken und schließlich bewerten kann. Bei Brecht steht dabei noch die moralische Lehre im Vordergrund, während Dürrenmatt später lediglich die Einsicht provozieren möchte, dass die Welt nunmal ist, wie sie ist und zu guter Letzt nur die Optionen offen stehen, sich der Welt zu stellen oder an ihr zu verzweifeln.

Die klassische Komödie, wie sie etwa bei Lessing zu finden ist, stellt wiederum ein Komödiensubjekt dar, dass mit seinen privaten Leidenschaften im Gegensatz zu einer widrigen Gesellschaft und ihren Normen steht. Um diesen Gegensatz zu versöhnen, zeigt sie, wie sich das Komödiensubjekt gegen alle Widrigkeiten durchsetzt und schließlich zu seiner Liebschaft o.ä. kommt. Dürrenmatt kehrt auch dieses Prinzip um, indem er bspw. das Böse/Schlechte an unserer Gesellschaft selbst zum Komödiensubjekt macht, welches sich gegen das Gute durchsetzt. Sehr deutlich wird dies im "Besuch der alten Dame" aber auch in den "Physiker" in der Figur der Klinikleiterin.

Ein bisschen durcheinander und längst nicht vollständig, aber schließlich ist ja auch Sonntag und langweilen möchte ich hier auch niemanden. Letztlich muss man jedoch davon ausgehen, dass Dürrenmatt eine ganz eigene Dramentheorie vertritt, die eine Art Fortführung des epischen Theaters darstellt und auf dem Grundprinzip der Unmöglichkeit der antiken Tragödie in der Gegenwart basiert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Kulturelle Referenzen
BeitragVerfasst: So 20. Jun 2010, 19:16 
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Können wir uns vielleicht darauf einigen, dass würde man alle Autoren/Dramen nur in das einfache, aber gänge Schema: Aristotelisch, Episch, Dokumentarisch einordnen, ihn wohl am ehesten zum Aristotelischen packen würde, auch wenn er streng genommen wohl eher in einer Schnittmege zwischen Klassisch und Episch angesiedelt ist und sich letztlich kaum ein Autor ab Shakespeare ganz klar einem dieser Dramentypen verpflichtet fühlte und sie alle mal mehr oder weniger von der Norm abwichen. Denn auch, wenn Brecht das epische Theater offiziell begründet hat, so sind wir uns wohl auch darin enig, dass schon viel früher Autoren diesen Weg beschritten und sich nicht um die Norm gekümmert haben. Anders als Lessing, Brecht und Dürrenmatt haben sich die meisten nur nicht mit der theorie beschäftigt und diese gesondert thematisiert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Kulturelle Referenzen
BeitragVerfasst: So 20. Jun 2010, 20:03 
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Ich bin immer für Konsens :-) Wichtig finde ich grundlegend immer, dass man sich außerhalb naturwissenschaftlicher Bereiche darüber klar wird, dass es nie klare Grenzen gibt. Leider ist es kaum vermeidbar, etwa im Schulunterricht zunächst mit Schubladensystemen zu arbeiten (Epochen usw.), um überhaupt ein Verständnis für unterschiedliche Richtungen, Traditionen etc. aufzubauen.

Leider muss ich trotzdem abschließend dafür plädieren, Dürrenmatt bei einer solchen Einteilung doch eher ganz auf die epische Seite zu setzen, denn die zentralen Merkmale des Aristotelischen Dramas spielen bei ihm einfach keine wirkliche Rolle, es sei denn sie werden bewusst parodiert. Was jedoch zentral ist für Dürrenmatt ist eben der epische Aspekt. Das Drama, so könnte man sagen erzählt uns (im Sinne der Epik) etwas und versetzt uns dabei nicht in die dargestellte Welt (im Sinne eines dramtischen Theaters, wie es das Aristotelische ist). Für die meisten Dramen Dürrenmatts gelten weder die drei Einheiten, noch der klassische Spannungsbogen. Beeindruckend in diesem Zusammenhang ist etwa der "Meteor", der einfach nur fällt und fällt und fällt, dabei im Sterben begriffen immer mehr an Fahrt aufnimmt und schlichtweg alles um sich herum ins Verderben reißt. Auch der "Besuch der alten Dame" kopiert nur solange klassische Prinzipien, bis das Drama das ganze Prinzip dieser Theaterform ins Gegenteil verkehrt.

Das Problem, dass hier zu Meinungsverschiedenheiten führen kann, ist wohl, dass die Form eines Textes natürlich das offensichtlichste und einfachste Kriterium der Klassifizierung ist (was auch legitim ist), gleichsam aber über die Form kein Text der Welt zufriedenstellend erfasst werden kann. Spätestens seit dem Ende des 19. Jahrhunderts werden solche Formen immer stärker aufgeweicht, variiert und ausgespielt.

Nun gut, sorry, wenn ich etwas verbissen erscheine. Das Thema war halt zufällig für mich sehr präsent und wie gesagt ... es ist halt Sonntag, da kommt nichts im Fehrnsehen ... Aber allzu viel tut es ja nun auch nix zur eigentlichen Sache, also: back to topic

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 Betreff des Beitrags: Re: Kulturelle Referenzen
BeitragVerfasst: Mo 21. Jun 2010, 20:28 
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Nochmal zur Liste,

im Prinzip kann diese für sich genommen ja erstmal keine wirkliche Aussage darstellen, da jede Referenz für sich und im Zusammenhang mit ihrem Auftauchen im Text betrachtet werden müsste. Wenn man aber nach so etwas wie einem roten Faden in den bislang aufgeführten Titeln sucht, so fällt auf, dass viele von diesen mit den Themen Faschismus, Fundamentalismus oder Vorurteilen sowie Fremd- und Selbstwahrnehmung ganz allgemein hantieren. Allen voran etwa das zuletzt genannte "Andorra", "Die Schachnovelle", "Pans Labyrinth", "Der Exorzismus von Emily Rose" u.v.m.

Auch meine Mark Twain Theorie (wenn man das so nennen kann) wurde bislang noch nicht abgeschmettert - zumindest nicht direkt ...:-)

Mal schauen, wohin die Sache geht ...

Nu aber mal raus aus der "Laberecke", Pulver in die Flinte, Butter bei die Fische und so ...

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 Betreff des Beitrags: Re: Kulturelle Referenzen
BeitragVerfasst: Mo 21. Jun 2010, 20:44 
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Natürlich sind Ort und Stelle der Erwähnung wichtig. Aber wenn ich da ins Detail gehe, laufe ich gefahr zuviel zu verraten. Ich denke aber mal, dass wohl jedem klar ist, dass keines dieser Werke wahllos eingestreut wurde. Es sind sogar zwei darunter, wo ich mir sicher bin, wenn wir mit Band 2 durch sind, werden einige von euch in diese ersten Kapitel gucken und das sagen, was man sagen sollte, wenn ein Mysterium aufgelöst wurde: "Verdammt da stand es schon!"
Wobei das nicht nur für kulturelle Referenzen gilt. Ich bin sicher meine Co-Autoren pflichten mir bei, wenn ich sage: In diesen ersten vier Kapiteln stecken schon Antworten auf Fragen, die ihr noch gar nicht gestellt habt. Bei einigen Sachen haben wir alle schon befürchtet, dass ihr uns zu früh drauf kommt, aber 90% der Hinweise sind noch keinem von euch aufgefallen. Bin mal echt gespannt, wann der erste die Hinweise findet und entschlüsselt.

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 Betreff des Beitrags: Re: Kulturelle Referenzen
BeitragVerfasst: Mo 21. Jun 2010, 21:05 
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Vorausgesetzt, es wird gesucht^^ Vielleicht sind wir einfach noch zu wenige ...

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